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Tari war nun also mit 3 gleichaltrigen Kollegen in Lörrach eingetroffen, erschöpft und ein wenig desorientiert. Aber alles in allem gut.

Der Tierarzt, der am nächsten Tag vorbeikam war gelinde gesagt schockiert. Er sei sich nicht sicher, ob wir die alle durchkriegen würden. Schluck – doch eigentlich haben wir sie genau deswegen geholt.

Und bezahlt hätten wir ja hoffentlich nichts für diese Fohlen. Doppelschluck – ähhh doch haben wir. Und wir bleiben bei der fixen Idee, dass da mal Pferde draus werden, für die dieser Preis dreimal gerechtfertigt war.

Nun geht’s um…. – die „richtigen“ Entscheidungen

Ich sorge ja schon seit zig Jahren für viele verschiedene Pferde jeden Alters und bin es auch gewohnt, medizinische Entscheidungen treffen zu müssen. Aber das hier war eine neue Dimension für mich. Entwurmen – ja sicher, das war entscheidend, damit die Kleinen zu Kräften kommen würden. Aber jede Entwurmung ist auch eine Belastung für den sowieso schon geschwächten Organismus und die Organe. Also wann genau und mit welchem Wirkstoff?

Tari und seine Kollegen bekamen erst mal Strongid. Die nächste Entscheidung war, wann ich Tari zu uns „auf den Berg“ holen würde. Sollte er sich nicht erstmal in Lörrach weiter erholen? Der Tierarzt hatte dazu geraten. Aber mein Bauch sagte: hol ihn. ich wollte ihn bei mir haben, ihn täglich sehen und ihn endlich endlich selbst umsorgen können. Und so fuhren wir schon am Sonntag – also nach einem Tag und zwei Nächten Aufenthalt in Lörrach – mit Hänger los.

Wie ihm erklären, dass er nun schonwieder einsteigen musste, und diesmal ganz allein?

Tari der Coole

Natürlich sind wir mit Futter ausgerüstet und das Führen bis zum Hänger funktioniert ziemlich gut. Dann steht er da vor der Rampe wie angewachsen. Kein Schritt vor, keiner zurück – Futter völlig unwichtig. Der Angestellte des Stalls will freundlicherweise helfen, es dauert ihm aber zu lange und er meint – ich hol mal einen Stock. Oh nein, das bestimmt nicht, sage ich. Wir machen das hier anders. Dann wird das lange dauern, meint er trocken.

Hmmpf – schon möglich denke ich, dass das hier lange dauern könnte. Egal, von mir aus. Gottseidank sind noch zwei weitere Pferdefrauen mit von der Partie und auch unsere Tochter und wir beginnen, ihm einen Huf nach dem anderen nach vorne zu stellen. Er zieht kein einziges mal am Strick zurück, und langsam langsam arbeiten wir uns bis zur Rampe, dann die Rampe hinauf und in den Hänger. Es dauert vielleicht eine Viertelstunde. Ich bin baff. Klappe zu, ich steh noch eine Weile mit ihm im Hänger und füttere ihn.

So machen wir das – von jetzt an immer, ich versprechs Dir!  Ein tiefer tiefer Seufzer von Tari – mir stehen die Tränen zuvorderst. Hat er mich wirklich verstanden?

Begrüssung  von alten Freunden

Genauso besonnen wie er eingestiegen ist, steigt Tari nach rund einer Stunde Fahrt auch wieder aus und ich führe ihn auf die Weide, wo Electron und Easy sind. Die beiden grasen ganz oben am Hang und sind nicht zu sehen. Tari läuft ein paar Schritte, bleibt stehen, guckt. Läuft weiter, schaut sich um, wo er hier gelandet ist. Kein hektisches Gerenne. Vielleicht ist er einfach haushälterisch mit seinen beschränkten Kräften.  Das Fell ist eher ein Flickenteppich, das linke Sprunggelenk dick, er ist sehr mager, aber im Vergleich zu Expresso und Eskimo sieht er schon fast gut aus.

Electron und Easy kommen um zu schauen, wer da ist und die Begrüssung ist rührend. Zartes Schnuppern Nüstern an Nüstern und ganz offensichtlich erkennen sie sich gegenseitig wieder. ich kann es kaum fassen nach alle dem Bangen und Hoffen und der Unwahrscheinlichkeit, einen Lösung zu finden, ist er jetzt da.

Und ich find ihn wunderschön

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Ja echt, ich finde sein Gesicht nach wie vor umwerfend, das Porträt oben ist entstanden als er etwa eine Stunde bei uns war. Natürlich sehe ich auch, dass er noch sehr angespannt ist, aber ich war hin und weg. Jetzt erst hatte ich das Gefühl, dass nun wirklich alles gut werden kann.

Ich habe natürlich fleissig Fotos von meinem Schatz in seiner neuen Heimat gepostet und es war wirklich erstaunlich wie er sich innerhalb weniger Tage schon erholt hatte. In Lörrach bei Eskimo und Expresso dagegen war nicht alles so, wie sich die Pferdebesitzerinnen das gewünscht hätten. Ich bekam die Anfrage, ob wir die beiden nicht doch auch zu uns holen könnten – eigentlich war unsere Weide ja voll, tja.

Aus drei mach fünf

Kleine Lipizzaner aufpäppeln wurde also mein zweites Ich. Wir holten Expresso und Eskimo und sie waren echt in einem sehr üblen Zustand. Es war nun bereits Ende Mai und es wurde sehr warm. Vor allem Expresso war schwach, wollte aber natürlich  auf unserer Hangweide immer den anderen hinterherstiefeln. Sollte ich ihn separieren? Auf der anderen Seite war ja genau das draussen sein in dieser harmonischen Gruppe, die Luft, das Gras, das was so heilsam war.

Ich hatte Angst, dass er zusammenklappen könnte, hatte schlaflose Nächte und sah mich mit der Tierärztin vor meinem inneren Auge Infusionen stecken auf der Weide. Gott seis gepriesen – nichts von all meinen Befürchtungen trat ein. Er stiefelte herum, frass und schlief. Ihm von hinten beim bergauf laufen zuzusehen erinnerte eher an ein schwankendes Kamel. Aber er schien trotz allem guten Mutes. So kam es also dass 5 E-Hengstlein aus Realville ab Ende Mai gemeinsam im Elsass grasten.

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Bis nächste Woche…