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Schon mal darüber nachgedacht?

In den letzten Wochen haben mich dabei einerseits mein verstorbener goldener Raphaël und andererseits die Auktionen in Aachen (Lipizzaner aus Frankreich) und in Österreich (Noriker) zum Denken angeregt.

Es gibt  einen Marktwert, einen ideellen Wert, einen Schlachtpreis – und insgesamt die Frage nach dem Wert eines Lebens.

Es gibt auf der Erde ausser dem Menschen kein Lebewesen, das Geld benutzt und das dazu tendiert, den Wert von etwas nach Geld zu bemessen. Es gibt das Leben und den Menschen aber schon viel länger als es Geld gibt.

Ich finde Geld nicht schlecht, Geld ist ein tolles Werkzeug! Solange es so benutzt wird, dass es dem Leben dient. Aber den Wert eines Lebewesens in Geld anzugeben, da fangen bei mir die Gedanken zu drehen an.

Aber mal der Reihe nach:

Der  Marktwert

Zuerst mal den gibt es den Marktwert. Der setzt sich zusammen aus Punkten wie Eigenleistung, Abstammung, Rassezugehörigkeit, Exterieurqualität etc. Und natürlich richtet er sich auch danach, was irgendjemand zu zahlen bereit ist.

Die allerwenigsten Pferde – abgesehen von ein paar Top-Sport-Kandidaten – werden heute noch zu Preisen verkauft, die dem Vorbesitzer oder Züchter einen saftigen Gewinn verschaffen.

Denn ein Züchter investiert ja auch viel: Die Stute will versorgt werden, der Decksprung, Tierarzt, Registrierung, das Fohlen füttern, misten und pflegen – wenn man da noch etwas für die Arbeit einrechnen würde, dann sähe die Rechnung für die Züchter noch ernüchternder aus..

Für ein solches junges Pferd sollten wir also mit Freuden einen Preis zahlen, der die sorgfältige Aufzucht und liebevolle Versorgung unseres zukünftigen Begleiters auch abdeckt. Schliesslich hat der Züchter unserem zukünftigen Liebling einen guten Start ins Leben ermöglicht.

Diese im Grunde normalen Preise werden aber immer mehr und immer öfter in Frage gestellt. 

Ich spreche hier nicht von jenseitigen Preisen für einen Freizeitreiter sondern von  Preisen für gesunde Jungpferde. Nur weil es heute an bald jeder Ecke Pferde zu Schleuderpreisen gibt, sind Pferde nicht weniger „wert“.  Ich habe mir bisher nur ein einziges meiner Pferde tatsächlich ausgesucht, das war Penta. Die anderen sind einfach aufgetaucht und haben mich angesprochen. Beim Züchter über ein Bild oder live, als Notfall oder als ganz normales Verkaufspferd.

Die Kosten für  Unterhalt, Ausrüstung, Tierarzt und eventuell die Ausbildung eines Pferdes übersteigen den Kaufpreis üblicherweise innerhalb  kurzer Zeit. Somit könnte man auch dieses Geld zur Seite legen und ansparen wenn ein Pferd etwas mehr kostet, als man gerade zur Verfügung hat.

Geiz ist alles andere als geil – ein Pferd ist keine Stereoanlage

Sicher ist der finanzielle Wert eines Pferdes sowieso nie. Dem Pferd könnte täglich etwas passieren kann und ab einem gewissen Alter sinkt der Marktwert ganz von selbst. Nicht aber der ideelle Wert.

Und wenn es so läuft wie es für das Pferd wünschenswert ist, nämlich dass es bei seinem neuen Besitzer lange bleiben kann, dann ist ein Pferd wohl in den seltensten Fällen das was man eine „gute Investition“ nennen würde, rein finanziell gesehen. Sogar bei den Hochpreisklassen ist finanzieller Erfolg im Pferdebusiness alles andere als garantiert – siehe die Rechnung bei Totilas, die nicht aufgegangen ist (wie einiges andere auch nicht, aber das ist ein anderes Thema).

Der wirkliche Wert eines Pferdes ist für mich ein ganz anderer 

Was bringt mir ein Pferd?

Wir können noch so vernünftig sein, die wirklichen Antriebe für Entscheidungen sind Emotionen. Das ist längst wissenschaftlich belegt. Und es ist auch völlig in Ordnung. (Ein spannendes Buch dazu ist zum Beispiel: „Denken hilft zwar, nützt aber nichts“ von  Dan Ariely, in dem er viele auch amüsante Forschungsanordnungen beschreibt ).  Entschieden wird auf Grund emotionaler Faktoren. Immer. Der Verstand versucht, uns im nachhinein Begründungen dazu zu liefern.

Wir erhoffen uns vom Pferd vielleicht die Erfüllung eines Kindertraumes, erhabene Momente im Sattel (ich träume bis heute vom Galopp am Strand auf meinem eigenen Pferd), eine Rückverbindung zur Natur, einfach Freude an dem wunderschönen Anblick, was auch immer. Und Pferde tun uns ja auch gut, was ebenfalls wissenschaftlich belegt ist und worüber ich auch bald schreiben möchte.

Mein Goldprinz Raphaël oben im Bild ist Ende August völlig unerwartet im Alter von 11 Jahren gestorben (Darmverschluss, inoperabel). Sein Sterben hat mich einiges Geld gekostet und im Rückblick auf die gut 10 gemeinsamen Jahre bekommt „der Wert eines Pferdes“ eine ganz andere Dimension.

Raphaël war ein geduldiger, sanftmütiger und sensibler Lebensbegleiter, von der ersten Begegnung an war er ein Freund im Pferdekörper. Einer unter x-tausenden, genau DER.

Ich habe sogar Mühe damit zu sagen, er wäre „mein“ Pferd gewesen, im Sinne eines Besitzes.

Klar, ich hab für ihn bezahlt, den Kaufpreis, Unterhalt, Tierarzt, Hufpfleger und so weiter, was halt dazugehört. Wie aber sollte ich ein Lebewesen besitzen können? Ich hätte ihn nicht einfach so gehen lassen, wenn ich dazu etwas zu melden gehabt hätte.

Mir gefällt die Forumlierung besser: Er hat zu mir gehört. 

Natürlich liegt die Verantwortung für das Pferd (oder ein anderes Tier) bei uns, nachdem wir es gekauft haben. Dennoch hätte ich den Wert, den Raphaël für mich hatte und hat, mit Geld nicht aufwiegen können.

Raphaël war das erste Pferd, dass ich selbst angeritten habe, ich hatte zu ihm völliges Vertrauen.  Es ist auch tatsächlich nie jemand von ihm runtergefallen und er hat nie jemandem wirklich weh getan. Ich erinnere mich noch gut daran, dass ich Blut geschwitzt habe, als ich mit ihm als 4jährigem Hengst mitten in der Menschenmenge auf unseren Auftritt an einer Messe warten musste. Es passierten solche Dinge wie dass eine Mutter den Buggy mit ihrem Kind quasi unter seinen Hals schob, damit ihr Töchterlein das ach so süsse Pferdchen von unten streicheln könnte. Mein Gott! Er blieb ruhig, äusserlich zumindest.

Rapahaël war das problemloseste Pferd, das ich je hatte. Er hat mir grosse Geschenke gemacht, er hat mich getragen, auch im übertragenen Sinne. Ich hätte ihn um kein Geld der Welt verkauft.

Jedes Haar ist eine Million wert

Wie unser Sohn Jan über seinen sehr haarigen Sheltie Carino zu sagen pflegt: Jedes Haar von ihm ist eine Million wert. Kommt immer drauf an für wen!

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Und dass Carino unser teuerster Hund aus einer guten Schweizer Zucht ist, spielt dabei überhaupt keine Rolle. Er war einfach der Richtige. Auch wenn es tausend günstigere gegeben hätte. Was spielt das in den mittlerweile 11 Jahren für eine Rolle?

Steh zu Deinen Gefühlen – die sind nicht doof

Ich denke, es würde Sinn machen, wenn wir zu unseren Emotionen und zu unserer Intuition genauso wie zu unseren Träumen und Wünschen stehen. Das Pferd wertschätzen und ebenso die Menschen, die es möglich machen, dass genau dieses Tier zu uns kommen konnte.

Ich verstehe jeden, der sagt, dass er sich das und jenes nicht leisten kann. Darum geht es nicht. Dann ist das eben so im Moment.

Was mich aber traurig und betroffen macht – und das zutiefst – ist das Feilschen und die abschätzigen Bemerkungen über die Tiere oder Pferde, um die es geht. Das war für mich mit das Schlimmste an der Lipizzaner-Auktion in Aachen, wo die Mamas und Papas von unseren Lieblingen versteigert wurden. So erniedrigend – und so wunderbare Wesen. Jedenfalls sehe ich sie so, andere sehen eher den Fleischwert.

Der Wert eines Lebewesens an sich ist nicht an Zahlen fest zu machen.

Ein Verkaufspreis muss und darf gefunden werden, wenn es um einen Besitzerwechsel geht. Ein Geldwert bildet aber nicht den „wahren Wert“ ab, das ist gar nicht möglich.

Was meinst Du dazu? Deine Meinung interssiert mich. Ich freu mich auf Rückmeldungen und Kommentare.