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Es herrschte eine eigenartige Stimmung auf dem Gestüt. Fast täglich wurden nun Pferde abgeholt, die Stallungen leerten sich und es wurde immer geisterhafter und verlassener.

Der Heu mümmelnde Epi/Tari muss sich gedacht haben: Was war das mit dieser Frau? Es wird alles gut hatte sie ihm zugeflüstert – und dann war sie weg.

Aber er war ja noch da und auch Eskimo, sein kleiner Kollege mit den komischen Hinterbeinchen, die allerdings schon gar nicht mehr so komisch waren durch das Stehen und Bewegen auf härterem Untergrund. Es wird alles gut???

Die Französin kam auch nicht mehr so oft, aber doch immer mal wieder. Ich telefonierte ab und zu mit ihr, erkundigte mich nach dem Befinden der Sorgenkinder. Mieux, sagte sie mir jedes mal, es geht ihnen besser.

Es liess mir keine Ruhe, ich zermarterte mir das Hirn um eine Lösung für Epi/Tari zu finden. Am besten in der Nähe, damit er nicht so weit transportiert werden musste? Wo er sich erst mal noch weiter erholen könnte, dann würden wir weiter sehen.

Ich telefonierte und schrieb, kramte mein Französisch zusammen, ohne Erfolg.

Nun blieb nur noch beten

Ich kam zum Schluss, dass ich nichts weiter für ihn tun könne, ich musste ihn seinem Schicksal überlassen. Ich sprach mit ihm in Gedanken, gestand ihm, dass ich wohl doch nicht wirklich etwas für ihn tun könne, von wegen alles wird gut.

Ich betete für eine gute Lösung für ihn – ich war ja nach wie vor überzeugt, dass er zu einem prachtvollen weissen Pferd heranwachsen würde, mit wallender weisser Mähne. Auch wenn das zu dem Zeitpunkt noch nicht so offensichtlich war. Wir lachen ja auch heute noch über die Zotteln, die mal zu einer wallenden Mähne werden sollen. Aber ich greife schon wieder vor. Nun kommt das Wunder ins Spiel.

Wunder garniert mit Schicksal?

Ich versuchte, Epi/Tari zu „vergessen“, ihn loszulassen und mich aus meiner selbst gewählten Verantwortung für ihn zu entlassen. Ich kenne ja so einige Techniken. Es half – naja, ein bisschen.

Dann läutete mein Handy. Ich weiss noch genau, ich stand oben im „Bubenstall“ bei Easy und Electron. Die Mama von Michelle, die Electron gekauft hatte. Sie fragte mich, wie es diesem Pferd gehe, Epi. Sie und ihre Töchter müssten oft an ihn denken und es wäre grauenhaft für sie, wenn er es nicht schaffen würde. Wenn ich eine Möglichkeit hätte, ihn freizukaufen würden sie sich finanziell daran beteiligen. Ohhhhh.

Dann dasselbe Angebot von einer lieben Kundin – ich muss wohl viel von ihm erzählt haben. Und zuguter Letzt noch von einer lieben Freundin, hier sogar mit der Überlegung ob sie ihn später ganz übernehmen würde, wenn sie sich gegenseitig sympathisch wären. Uuuups.

Ich hatte nicht danach gefragt gehabt – jetzt wuchs meine Nervosität noch mehr. O.k. den Rest der Summe würde ich aufbringen. Ich hatte mich ja lange innerlich dagegen gewehrt, für ein Pferd in diesem Zustand noch diesen Preis zu zahlen. Aber dann fiel mir ein Spruch meines Vaters ein:

Die sollen schlecht schlafen – nicht ich

Ich wusste, dass ich es mir nie verzeihen würde, wenn ich das Leben dieses Pferdes, in das ich mich aus unerfindlichen Gründen unsterblich verliebt hatte, einem Prinzip unterordnen würde. Nun ja, die Liebe ist immer unergründlich.  Aber so war es sogar tragbar.

Zwischen den Käufern von Elfen-Pferden und potentiellen Interessenten bestand bereits ein reger Austausch – wie war’s? Wie sieht das oder jenes Pferd aus? Machst Du Fotos für mich? Und ja, dann kam ich mit meinem Wunsch – bringst Du bitte bitte Luzerne für Epi/Tari ins Gestüt wenn Du runter fährst.

Schmatz Mampf – und wäh

Auf diese Weise kam Tari zu Luzernefutter (danke nochmals, Du weisst schon wer!) und die Pferde auf dem Gestüt konnten entwurmt werden – kistenweise Wurmkuren wurden gesammelt und mitgebracht.

Das Modell des Zusammenlegens für die Übriggebliebenen machte Schule und so kam auch der kleine Eskimo zu einem zuhause. Sie würden gemeinsam fahren – in einem Sammeltransport. Mitte Mai war es soweit – die Gesellschaft der Krückelschen kam ungeduldig erwartet in Lörrach in ihrem neuen Leben an. Völlig fertig – bis auf Ellower, der in einem viel viel besseren Zustand war, warum auch immer. Epi/Tari steht hinten, Eskimo schläft den Schlaf der Erschöpfung.

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Fortsetzung folgt…