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Von der Kunst, Bewegungsauffälligkeiten oder Schmerzen zu sehen und dennoch vor allem Freude und das Gefühl von Gesundheit zu erlebenTeil 1

Es ist eine Frage, die uns Pferdebesitzer zunehmend beschäftigt: Sind unsere Pferde eigentlich alle krank? Schaut man sich um, hört man von immer mehr Pferden, die mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen haben. Zivilisationskrankheiten, vererbte Defekte, die lange Zeit unerkannt blieben, COPD ist auf dem Vormarsch und manchmal wissen wir einfach auch nicht, warum eigentlich – die Liste scheint endlos. Und ja, im Durchschnitt sind heute viel mehr Pferde betroffen als je zuvor.

Das ist leider eine Tatsache, die mit vielen Faktoren zu tun haben mag. Aber das gesunde problemlose Freizeitpferd, das über viele Jahre läuft und springt und einen Reiter tragen kann und dabei gesund alt wird, ist leider eine grosse Ausnahme geworden. Und je jünger die Pferde sind, desto häufiger sind die Gesundheitsthemen. Das liegt unter anderem auch an der Zuchtauswahl, aber nicht nur.

Sehr viele Pferdebesitzer sind somit gezwungen, selbst zum Experten für die Gesundheit ihres Pferdes zu werden, weil es immer das ganze Pferd zu betrachten gilt und auch wenn Du selbst kein Tierarzt oder Tierheilpraktiker bist, kennst Du Dein Pferd schlussendlich am besten.

Du musst und darfst entscheiden, wann Du welchen Fachmann/Fachfrau zu Rate ziehst.

Ich kenne viele Menschen, die darüber chronisch verzweifelt sind und denken, dass sie einfach Pech gehabt haben, ein Montagsmodell gekauft haben und dass sie eigentlich nur eine schöne Zeit mit einem wunderbaren Pferd haben wollten – und nun diese Odyssee.

Ich versteh das gut, Es gibt deutlich mehr „Montagsmodelle“ als es die Aufteilung der Wochentage zulassen würde. Die Frage ist, was das für Dich und Dein Pferd bedeutet und wie ihr damit umgehen könnt.

Natürlich ist das Ziel immer, das Pferd möglichst fit und fröhlich zu bekommen. Und Dich eben auch.

Wir neigen dazu – und ich schliesse mich da selbst mit ein – dass es uns schlecht geht, wir frustriert und traurig sind, wenn es unserem Schatz in irgendeiner Form nicht gut geht. Das ist verständlich, aber es schadet mehr als dass es hilft.

Wir sind niedergeschlagen, die Stimmung mies, unsere Gedanken kreisen um nichts anderes mehr. Und unsere Aufmerksamkeit richtet sich auf diesen Punkt, dieses Symptom.

Wir nehmen das Pferd als krank wahr weil etwas stimmt ja nicht.

Nein. Es ist immer noch ein Pferd – Dein Pferd.

Dein Pferd ist ein ganzes Wesen. Es ist nicht seine Symptome und es ist nicht seine Bewegungsauffälligkeit. Es ist auch nicht sein Alter.

Genau so wenig wie Du Deine Knieschmerzen oder Dein Husten bist. Stell Dir vor, wie Du Dich fühlen würdest, wenn Du zum Beispiel eine chronische Krankheit hättest, Rückenschmerzen zum Beispiel, und Du kannst deswegen einiges nicht mehr so gut machen. Und jetzt käme Deine Freundin und alle ihre Gedanken, die mit Dir zu tun haben, drehen sich um Deine Rückenschmerzen.

Das heisst nicht, dass Dein Rücken sie nicht interessiert. Aber Du bist viel mehr als das. Und damit kann man sich freuen. Mit Dir als ganzem Wesen kann man wunderbare Verbundenheit, Spass, Tiefe, Ernsthaftigkeit, was auch immer erleben. Und man kann Dich massieren oder zum Arzt begleiten oder mit Dir Deine Turnübungen gegen die Rückenschmerzen machen. Aber auch das fühlt sich ganz anders an, wenn es nicht alles andere überschwemmt. Gerade für uns, die wir uns ja für unsere Pferde verantwortlich fühlen (und das ja auch sind, soweit es in unserer Hand liegt), nehmen die Schwierigkeiten in unseren Gedanken oft überhand.

Das ist wiederum unserem Gehirn und seinen Filtern geschuldet. Deswegen gilt es bewusst gegenzusteuern. Zu diesem Thema gibt es mehr im zweiten Teil dieses Blogartikels.

Es heisst aber nicht, dass wir einfach weggucken sollen nur um uns besser zu fühlen.

Weder bei Krankheitssymptomen noch bei Bewegungsauffälligkeiten.

Das Detail wahrnehmen, aber das Ganze nicht aus dem Auge verlieren.

Es ist eine Lebensschule. Ich vermute ja, dass Pferde dafür bei uns sind.

Oft übersehen: schädliche Bewegungsmuster

Bewegungsauffälligkeiten können viele Ursachen haben, darunter muskuläre Verspannungen, fehlende Ausbildung oder einfach nur eine schlechte Balance.

Als Pferdebesitzer ist es unsere Aufgabe, genau hinzuschauen und uns Gedanken zu machen. Es erfordert eine gewisse Sensibilität, die feinen Nuancen der Bewegung zu erkennen und zu verstehen. Es ist eine Gratwanderung zwischen dem Beobachten und dem Handeln, zwischen der Analyse und der Unbeschwertheit.

Mein Tari, manchmal hilft ganz viel Liebe auch gut gegen das Verzweifeln an der fehlenden Gesundheit des Pferdes. Ich wusste ja von Anfang an nicht, ob er jemals gesund werden würde. Wissen wir das im Grunde bei irgendeinem Lebewesen? Tari kommt jetzt nach 8 Jahren langsam da an, woran ich schon fast nicht mehr geglaubt habe. Obwohl es was Bewegungskometenz angeht noch ein weiter Weg sein wird. Aber das ist völlig egal. Es macht so schon so viel Freude.

Die Kunst ist, sich in den Moment und in den Weg zu verlieben.

Es bedeutet, dass man bereit ist, sich mit den Krankheiten und Bewegungsmustern des Pferdes auseinanderzusetzen und aktiv daran zu arbeiten. Es erfordert Zeit, Geduld und vor allem die Bereitschaft, sich selbst ständig weiterzuentwickeln und dazuzulernen.

Doch anstatt resigniert zu sein, sollten wir als Pferdebesitzer eine aktive Rolle einnehmen – manchmal einfacher gesagt als gefühlt. Auch dazu kommenden Sonntag noch mehr.

Wir können unseren Pferden helfen, ihre Balance wiederzuerlangen

Es gibt keine universelle Lösung für alle Pferdegesundheitsprobleme. Jedes Pferd ist individuell, und es erfordert eine maßgeschneiderte Herangehensweise, um die Ursachen von Krankheiten und Bewegungsauffälligkeiten zu identifizieren und zu behandeln. Das Einbeziehen von Fachleuten und erfahrenen Pferdebesitzern kann dabei hilfreich sein.

Lasst uns gemeinsam die Herausforderungen annehmen.

Vielleicht ist der Themenabend zu MIM/PSSM2 für Dich ein Schritt in die gute Richtung dabei? Dazu findest Du hier mehr:

Lasst uns unsere Pferde auf ihrem Weg zu einer besseren Balance begleiten. Indem wir Bewegungsprobleme frühzeitig erkennen und angemessen handeln, können wir dazu beitragen, dass unsere Pferde ein gesünderes und erfülltes Leben führen können.

„Alles fließt und nichts bleibt; es gibt nur ein ewiges Werden und Wandeln“ sagte Platon.

Ich finde, wenn wir uns davon verabschieden, dass alles so bleiben soll, wie es irgendwann war – was sowieso nicht geht – dann ist da ein tröstlicher Gedanke.

Herzliche Grüsse und viel Freude mit und an Deinem Pferd

Antoinette