Ehrlich gesagt: Hätte ich gewusst, was das alles auf mich zukommt – ich weiss nicht, ob ich mich auf die „Elfengeschichte“ eingelassen hätte.
Und doch gehört sie untrennbar und zentral in mein Leben. Und Tari ist irgendwie das Herz davon – für mich.
Warum liebe ich dieses Pferd so sehr? Ich weiss es nicht.
Es war der Blick in seine Augen – dieser erste damals und dann der zweite – und seither ist es so geblieben. Wie sich das ganze abgespielt hat, habe ich 2015 und 2016 in verschiedenen Blogartikeln beschrieben. Ich liste sie unten auf, falls es dich interessiert.
Hier geht es aber nur um Tari und um unsere Geschichte seither. Auch um das, was schwierig war.
Denn Tari war nicht einfach glücklich nach seiner „Rettung“ und hat sich nicht blendend entwickelt, wie viele andere. Zuerst sah es ganz gut aus, er entwickelte sich zu meiner Freude in den ersten Monaten gut. Denn angekommen war er so sie oben auf dem Bild.
Im ersten Herbst sah das recht hoffnungsvoll aus, aber dann wurden Traurigkeit und Schwäche wieder grösser und sollten sich als sehr hartnäckig erweisen.
Dieses Bild sagt irgendwie alles:
Im Blutbild war nichts zu finden, das ich noch gezielt hätte angehen können.
Es war Trauer und seelischer Schmerz und körperliche Schwäche – Expresso war gestorben, spielte das eine Rolle? – Tari wusste nicht recht, was er im Leben eigentlich sollte. So fühlte es sich an und so hat es sich auch in einer Aufstellung bestätigt.
Neben dem viel Füttern war es also an mir, ihm gut zuzureden und ich versuchte, ihm ein Bild zu vermitteln von einem gesunden Pferd, das er werden könnte und dem, was wir gemeinsam erleben könnten.
Das war nicht so einfach, denn alles was ich mit zuviel Kraft verband, kam nicht an bei ihm. Als ob er damit nichts mit Kraft zu tun haben wollte.
Er spielte auch nur dann mit den anderen Jungs, wenn sie ihn so drangsalierten, dass er nicht anders konnte, als ein bisschen mitzumachen. Nie ergriff er die Initiative.
„Vielleicht ist er durch den Hunger, die Krankheit und die Verwurmung doch so geschädigt, dass er es nicht mehr aufholen kann,“ meinte die Tierärztin meines Vertrauens. „Sie tun alles, was möglich ist, Frau Hitzinger.“
Nein, damit wollte ich mich nicht abfinden. Und schrittchenweise wurde es besser. Homöopathie, nochmals anderes Mineralfutter, Heilbehandlungen, Faszientherapie und Futter, Futter und nochmals Futter. Dabei ist er auch noch fürchterlich heikel und das teuer gekaufte Spezialfutter musste ich ihm unterjubeln. Dabei fressen das sonst anscheinend alle. Auch Medikamente, wenn er Durchfall hatte – neee frisst der Herr mit nix. Nicht im Futter, nichtmal in Apfelmus oder Karotten.
Also einige Herz-Happen für mich. Die ganze Reise happig. Dann entwickelten sich Sarkoide. Hässliche, eines mit ca. 6 cm Durchmesser, aufgebrochen, blutig dort wo vielleicht mal eine Gurtlage ungefähr sein könnte.
Weitere am Bauch, beim Nabel, auf der Brust und im Gesicht. Kleiner.
Ich sah schon vor meinem inneren Auge – ich beschreib es dir nicht. Nicht schön. Ich erspare dir auch Bilder.
Wieder Homöopathie und energetische Behandlung und das Internet nach allem möglichen durchforscht, was es da noch so gibt. Aber erst wollte ich abwarten, ob die Behandlung Erfolg brachte, bevor ich zu schärferen Mitteln greifen wollte.
Und siehe da – das grosse ist abgefallen und abgeheilt, die kleinen sind auch weg, es ist wieder Fell da.
Das war der Zeitpunkt – Dezember 2018 ungefähr – an dem ich erstmals das Gefühl hatte: Ja, jetzt kommt sie, die Kraft. Und er wurde munterer. Und lebhafter. Und plötzlich war er nicht mehr das brave Lämmchen, das alles mitgemacht hat.
Ich sags dir, er kann aus einer Mücke (aus meiner Sicht) einen Elefanten machen und ein Riesendrama. Nix einfaches Pferd. Haha.
Nichts für selbstverständlich nehmen! Aber er ist ein Schatz. War er ja immer schon. Jetzt halt ein Schatz mit Schalk und Drama-Neigung.
Im Frühling und Sommer 2019 kam es uns vor, als wollte er nachholen, was er nicht gemacht hatte. Er wurde die reinste Plage für Electron und Easy und wollte dauernd rangeln. Er ging in die Höhe und in die Breite. Immernoch waren es vor allem die Beine, die sich bewegten und den Körper mit sich nahmen. Tari stets sehr bemüht darum, das ganze zu koordinieren, aber mässig erfolgreich dabei.
Aber es kommt. Es wird immer noch besser. Und mittlerweile will er schon „was tun“. Am liebsten nach wie vor Spazieren mit viel Fressen. Aber auch schon mal ein koordiniertes Träblein an der Longe war möglich. Und mich eine Runde zu tragen – wir beide riesig stolz. Naja, ein kleiner Vorgeschmack auf etwas, das uns hoffentlich noch viel Freude machen wird.
Mein Herzbube. Dieses Bild hab ich mir von Lydia Hoffmann – Pferdeikonen zu Weihnachten selbst geschenkt.
Hier findest du mehr dazu: https://www.pferde-ikonen.de/
Tari, mein Schatz, ich bin glücklich und dankbar, dass du da bist. Was für ein Geschenk und was wir schon alles miteinander erlebt haben. Ich bin dankbar, wenn‘ s jetzt leichter wird. Aber wir nehmen’s wie’s kommt. Was anderes geht ja eh nicht.
Hier findest du die ganze Geschichte in 4 Teilen: