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Was passiert, wenn ein Pferd akut tierärztliche Hilfe braucht, der Besitzer es aber nicht bezahlen kann?

Von Jule Liebelt aus dem Team von Herzenssache Pferd stammt diese Geschichte – mit Happy End zum Glück


Eine Frage, die ich mir bisher nie so ganz gestellt habe. Wohl zum Teil, weil ich es bisher zum Glück noch nicht erlebt habe, zum Teil aber auch, weil ich den Gedanken ganz erschreckend finde und es unbewusst auch garnicht richtig wissen wollte.
Nun, es gibt für alles ein erstes Mal…

Vor ein paar Wochen ereilte mich die Nachricht, dass Bjalla, eine 17 jährige Islandstute, die ich seit 10 Jahren kenne und reite/ unterrichte eine langwierige Kolik hat.
Die Besitzerin, alleinerziehend mit 6 jähriger Tochter, war am Ende ihrer finanziellen Möglichkeiten. Die Kosten der bisherigen Behandlung wurden schon mit einer Ratenzahlungsvereinbarung geregelt aber das Pony brauchte mehr Hilfe und die Verzweiflung wuchs!

Rechtlich ist es nun so, dass Tierärzte das Veterinäramt kontaktieren und eine schnelle Maßnahme anfordern, dann springt das Veterinäramt ein und prüft, ob bzw. wie es sich die Kosten zurückholen kann.
Wird festgestellt, dass der Besitzer seiner Pflicht, alles medizinisch notwendige für sein Pferd zu ermöglichen, aus Geldmangel nicht nachkommen kann, kann er gezwungen werden das Pferd zu verkaufen. Es kann ihm aber auch weggenommen werden und er kann,im schlimmsten Fall, mit einem Halterverbot belegt werden.
Bei Bjalla war ich dann da, habe der Besitzerin Geld vorgestreckt für einen weiteren Besuch des Tierarztes und habe das Pony dann auch in die Klinik eingewiesen. Einfach mit meinem Leben weiter machen und Nacht entspannt schlafen, während Bjalla eine 50/50 Chance auf leben hat, war für mich keine Option!


Die Besitzerin hat dann, nachdem Bjalla nach 3 Tagen glücklich und gesund wieder nach Hause durfte, entschieden, dass Bjalla nun in meinen Besitz übergeht und sie dafür keine Zahlungen an mich machen muss.
Diese Entscheidung kam nicht ganz aus heiterem Himmel, hatte sie doch seit einem Jahr darüber nachgedacht, Bjalla zu verkaufen. Das Geld und die Zeit waren immer schon knapp und mit der Einschulung der Tochter und ihrer eigenen Umschulung, war alles nur noch komplizierter geworden. Aber sie konnte sich nicht dazu überwinden. Bjalla war ihr erstes Pferd und hatte sie seit 10 Jahren begleitet – ein langer Weg, eine tiefe Beziehung und viele gemeinsame Erlebnisse.


In diesem Fall ist es gut ausgegangen. Ich war durch Zufall zur richtigen Zeit informiert worden und habe die Reserven von meinen Pferden nutzen können.
In einem anderen Fall mag es leider anders ausgehen.
Denkt bitte daran eine Reserve für eure Pferde in der Not zu haben! Oder wenigstens einen Notfallplan, bei wem ihr euch Geld leihen könnt.
Die Pferde haben es nicht verdient, in schmerzen auf Hilfe warten zu müssen, nur weil wir erstmal einen Geldspender finden oder das Veterinäramt einschalten müssen.
Redet auch mit anderen darüber, damit sie sich schon mal Gedanken machen bevor die Not da ist….

Herzlich Jule

P.S. Falls Du Lust hast, Jules Beitrag an unsere diesjährigen Weihnachtskonferenz zur Kopf-Hals-Haltung zu sehen, dann kannst Du Dich hier dafür eintragen – kostenlos.