Vielleicht hast Du auch den Brief von Isobel gelesen, einer jungen Überlebenden des Anschlages auf das Rockkonzert in Paris. Falls nein, und Du das noch tun möchtest, hier ist der Link:
Mich hat der Brief sehr berührt. Wie sie beschreibt, wie sie in Todesangst dort gelegen hat und sich tot gestellt hat und vor ihrem inneren Auge die Momente und Situationen aufgetaucht sind, die sie am allermeisten mit ihren Liebsten verbunden haben. Und dass auch im Angesicht des gewaltsamen Todes wohl keiner einen Gedanken an die Terroristen verschwendet habe sondern eben an seine Liebsten. Sie bittet uns alle, es ebenso zu tun.
Ich stand zwar noch nie so bewusst an der Schwelle zum Tod, aber ich habe schon im Warteraum der Notfallstation stundenlang um das Leben meines ältesten Sohnes gebangt, nach seinem Unfall. Und es stimmt:
Was bleibt sind diese Momente
Als die Ärzte uns wenig Hoffnung machten, dass Simon den Unfall überleben würde, gingen mir auch viele Bilder durch den Kopf. Eine Szene zum Beispiel als er noch klein war, vielleicht 1 1/2 Jahre alt und wir mit dem Auto zum Einkaufen waren. Er weinte und ich nahm ihn im parkierten Auto auf meinen Schoss auf dem Rücksitz und dann schlief er ein. Ich sass da mit ihm auf meiner Brust, es war warm, wir schwitzten beide, aber es war so eine wundervolle Nähe und ich mochte ihn einfach nicht aufwecken und in seinen Kindersitz zurücksetzen.
So sassen wir da eine ganze Weile – völlig ineffizient – und doch war es so intensiv, dass ich es heute noch fast fühlen kann. Und viele Erinnerungen mehr daran was ich mit meinem kleinen Prinzen schon alles erlebt hatte. Und ich kam dort im Warteraum zum Schluss:
Auch wenn er jetzt sterben würde – es hat sich alles gelohnt
Gelohnt im Gegensatz zu der Verzweiflung, die sagen würde. Jetzt ist er doch erst knapp 18, an der Schwelle zum Erwachsenwerden, wozu hab ich ihn geboren und grossgezogen wenn er jetzt einfach stirbt.
Ich brauche niemandem zu erklären wie unendlich glücklich ich bin, dass er überlebt hat.
Und was hat das alles nun mit unseren Pferden zu tun?
Na alles. Es sind Lebewesen, die uns wichtig sind. Auch da bleiben uns die Erinnerungen. An meine geliebte Penta zum Beispiel. Wie sie ihren Kopf an meinen Bauch gehalten hat als ich mit Lia schwanger war. Die stundenlangen Diskussionen übers Einsteigen in den Hänger und was dabei in mir vorging – und die Überzeugung, die aus dieser Erfahrung entsprang, dass es schliesslich geht, wenn ich es genau so mache, wie ich es als richtig spüre und auf keine wohlgemeinten Ratschläge höre.
Und und und, es waren viele solcher Momente in unseren 16 gemeinsamen Jahren. Auch wie ich – das einzige mal – runtergeflogen bin und dachte, dass sie mich jetzt zertrampeln würde weil ich im Galopp genau vor ihre Hufe gesegelt bin. Als ich die Augen öffnete sah ich, dass ihr Hals und Kopf genau über mir waren. Bis heute weiss ich nicht, wie sie diesen Vollstopp hingekriegt hat. Sie muss ihre Hufe regelrecht im Boden vergraben haben.
Sternstunden sind meistens Sternsekunden
Wenn solche Erinnerungen schlussendlich das Wichtigste sein werden, dann ist es unfassbar dumm, wenn wir über diese im Moment unspektakulären Augenblicke hinweg gehen. Denn erzwingen lassen sie sich nicht, aber auskosten schon.
Atme durch, wenn Dich etwas berührt im Zusammensein mit Deinem Pferd. Nimm es bewusst wahr. Auch und gerade dann, wenn vielleicht die „Arbeit“ mit dem Pferd weniger gut läuft als Du es gerne hättest.
Es ist Eurer beider Lebenszeit. Sie ist kostbar.
Goldene Herzen ❤️
Einfach nur „Ja“, liebe Antoinette.
Das zeigt mir das nichts ohne Grund geschieht! Wir mussten auch durch eine harte schule gehen und lernen das uns niemand sagen kann wie wir mit unseren Pferden oder Katzen oder dem Hund umgehen müssen. Denn sie kennen sie nicht und viel schlimmer, sie sehen sie nicht, spühren sie nicht und hören erst recht nicht zu. Mit der Rettung der Elfen hat sich ins ein Traum erfüllt, den hier haben wir so viele Menschen kennenlernen dürfen die diese Ansicht teilen und zumindest versuchen zu verstehen! Als unsere Katze Mika gehen musste wollten wir das unsere Josefine ( auch Katze) sich von Ihr verabschieden kann, doch sie sagte mir“ wieso? Das ist nur die Hülle!“. Leider hat uns auch Josefine verlassen. Schlaganfall mit 13, in meiner Trauer ( ich war bei der Arbeit und am Boden zerstört ) Sagte sie mir“ Trauert nicht um meinen Verlust sondern erfreut euch an den vielen schönen Erlebnissen die wir hatten! Irgendwann sehen wir uns wieder!“. Ich beginne den Verlust einer lieben Seele mittlerweile anders zu betrachten. Und diese Wandlung und das vertrauen auf das eigene Gefühl hat uns unser erstes Pferd, Bella, jetzt 25, gelehrt. Das begann vor 7 jahren und hat unser ganzes Leben verändert!
Danke lieber Carsten für Deine Offenheit! Für mich ist es auch immerwieder eine Bestärkung, wenn ich daran denke, wie sich die Elfenrettung gefügt hat. Ein Wunder, das mich mit grosser Hoffnung erfüllt – für alle Lebewesen.
Herzgruss Antoinette