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Hi Folks, ich bin’s Easy. Oder Easy Peacy wie Andrea mich immer genannt hat. Aber von vorne.

Geboren bin ich am 1. April 2014, ganau am selben Tag und am selben Ort wie Electron, mein grosser Freund. Wir sind also quasi gleichzeitig auf die Welt geplumpst im bereits insolventen Lipizzanergestüt „des Elfes Blancs“ und etwas spezielles verbindet uns – auch heute noch sind wir fast immer im Doppelpack anzutreffen.
Dass wir nun auch beide auf Al Nour aufwachsen ist irgendwie schicksalshaft. Wir waren ja beide schon mal verkauft, als zwei der ersten E-Elfen, die freigekauft wurden, gemeinsam.

Dann aber,  just an dem Tag, an dem Antoinette mit Andrea und Michelle in Realville war, wurde dieser Kauf rückgängig gemacht. Muss was Schlimmes passiert sein, ein schwerer Unfall der Tochter der Käuferin hab ich gehört.

Naja, jedenfalls wurden wir beide von den verkauften Fohlen zu den noch unverkauften zurückgebracht. Und da haben uns Andrea und Michelle dann gesehen. Aber ihr wisst ja noch gar nicht wer Andrea ist. Sorry.

Andrea kam im Februar 2015 als „Praktikantin“ zu Antoinette. Praktikantin steht in Gänsefüsschen weil es viel mehr war als eine Praktikumsstelle. Andrea hattte ihre Jugend seit sie 12 war vor allem in psychiatrischen Kliniken verbracht. Borderline sagten die Ärzte. Die Idee war, dass sie im Umgang mit Pferden und mit der körperlichen Arbeit in unserer Umgebung Halt finden könne im Leben.

Andrea hätte gerne ein Pferd gehabt für das sie sorgen könnte, ein Pflegepferd, das später mal ganz ihr gehören könnte. Und so kam Antoinette auf die Idee, mit ihr nach Realville zu fahren und sie da ein Pferdchen aussuchen zu lassen. Sie hatte ja die Elfengeschichte und die grosse Rettungsaktion seit Monaten auf Facebook verfolgt.

Andrea kam also in diese Gruppe der freilaufenden Fohlen und setzte sich ganz hinten auf einen Holzbalken und sah uns zu. Sie hat mich angezogen wie ein Magnet. Ich bin durch den ganzen langen Laufstall in schnurgerader Linie auf sie zugegangen. Gelaufen angehalten, sie angeguckt. Weitergelaufen, wieder geguckt. Drei Meter vor ihr bin ich stehen geblieben und wir haben uns lange lange angesehen. Für Andrea war der Fall klar – ich soll es sein. Naja, hübsch war ich immerschon, das muss ich zugeben, daran konnte es also nicht scheitern.

Zeitgleich hat sich Michelle entschieden, dass Electron ihr Pferd werden wird und so kam es dass wir wieder gemeinsam (mit drei Stutfohlen) am Abend in so eine fahrende Kiste geladen wurden und die Nacht durchgeholpert sind. Dann kamen wir hier an, auf Al Nour. Am 10. April 2015, da waren Electron und ich also bereits ein Jahr alt.

Ich war und bin eher klein, sagen die Leute, ich fühl mich allerdings wohl mit meiner Grösse. Immerhin geh ich vorne weg, wenn was Aufregendes ist und der grosse Electron klebt an meinem Schweif. Nicht weil der so schön seidig und voll ist, mein Schweif;-)

Wir waren anfangs alle ziemlich fertig und hungrig. Ich und Electron waren die fittesten der Truppe hier, aber auch wir Hungerhaken.  Anfassen lassen wollte ich mich nicht. Neee neee.

Das ist mittlerweile anders. Ich bin ein grosser Schmuser geworden, hab als erster entdeckt, dass es diese Kraulstellen gibt, wo man selbst nicht richtig hinkommt, so unten am Hals zum Beispiel – mmmmhhhhh da kann ich geniessen.

Leider leider hat meine Andrea das nicht mehr erlebt. Obwohl sie mich sehr sehr mochte – und ich sie auch – war das nicht genügend Anker in der Welt für sie. Zuerst kam das Kokain wieder ins Spiel und schliesslich hat sie ihrem Leben wenige Tage vor ihrem 19 Geburtstag in der psychiatrischen Klinik ein Ende gesetzt.

Ob ihrs glaubt oder nicht, ich habs gespürt. Antoinette sagte noch zu mir: Was ist denn mit Dir los? Du schaust so verwirrt?
Dann am Samstag hat sie die Nachricht erhalten von Andreas Mutter, es war ein grosser Schock. Sie hatten noch telefoniert und Andrea hatte gesgat, dass sie mich gerne besuchen würde und einen Spaziergang machen mit mir.

Es war mit Andrea so vereinbart gewesen, dass Antoinette die richtigen Menschen für mich suchen würde, wenn Andrea es nicht schafft, für mich zu sorgen. Aber dann, nach Andreas Tod Ende August, hat Antoinette zu mir gesagt: Hör mal kleiner Schatz (ja das hat sie gesagt!), im Moment gehst Du gar nirgends hin. Ich versprech Dir – ausser es würde etwas sehr unvorhergesehenes passieren – dass du hier gross (naja mindestens mittelgross) und stark wirst. Sollten genau die richtigen Menschen auftauchen, können wir ja nochmals darüber reden. Aber sonst bleibst Du hier.

Ich hab viele Freunde hier, vierbeinige – neben Electron sind ja auch noch Tari und Expresso hier und die 5 „Grossen“ – aber auch zweibeinige.

Da ist zum Beispiel Franziska, die mit einem der grossen Pferde arbeitet. Aber für mich liegt immer eine Extra-Kuschelrunde drin neben dem Hufe geben und so, das wir üben. Und Sina. Und Lia, Antoinettes Tochter. Sie möchte mich sowieso gerne adoptieren. Haha sie wars auch, die eine Stunde lang mit mir am Halfter „geübt“ hat als wir die Weide gewechselt haben. Eigentlich haben wir mehr gewartet – mit viel Futter – bis Electron sich eventuell dann doch noch überzeugen lässt mitzugehen. In dieser Stunde ist es irgendwie passiert. Vorher fand sie uns Lipizzaner eher na ja, unnötig hier? Aber ich hab sie bezirzt – das kann ich übrigens ziemlich gut.

So, jetzt wisst ihr, wie es kam, dass ich hier gelandet bin. Und ich bin ziemlich gut gelandet.

Liebste Grüsse

Euer Easy

bei der Ankunft im April 2015

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im September 2015

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